Emma

Die Idee zum franziskanischen Weg des Mitgefühls hat ihren Ursprung in der Rettung von Emma.

 

Emma kam am 18. Oktober 2007 zur Welt und wuchs in einer Angusrinderherde in der Nähe von Basel auf.

 

Drei Kindern fiel im Sommer 2008 auf, dass sich ein Kalb aus dieser Herde im Gegensatz zu den anderen Herdenmitgliedern sehr gerne streicheln ließ. Sie nannten es Emma. Die Kinder brauchten nur zu rufen, da kam Emma schon zum Zaun gelaufen und hielt ganz still, wenn die Kinder sie streichelten. Eines der Kinder erklärte seinen Eltern: „Emma ist so lieb, dass man es kaum aushalten kann“.

 

Im Herbst 2008 erfuhren die Kinder, dass ausgerechnet Emma bald geschlachtet und ihr Fleisch bei der Nikolausfeier auf dem Hof verkauft werden sollte. Sie bestürmten ihre Eltern, Emma zu retten. Bei den Eltern eines der Kinder zeigten die hartnäckigen Bitten Wirkung. Sie hörten nicht auf die Stimme der Vernunft, die sagt, dass Fleischrinder zum Schlachten geboren werden und es außerdem viel zu viele Rinder auf der Welt gibt, sondern auf ihr Mitgefühl und ihr Kind. Sie kauften Emma dem Bauern ab.

 

Durch diesen Schritt retteten sie nicht nur Emma. Sie erfuhren durch den Umgang mit Emma, wie gefühlvoll, treu und sensibel Kühe sind. Sie sahen durch die häufigen Besuche auf dem Bauernhof hinter die Kulissen der landwirtschaftlichen Produktion, nicht nur in Bezug auf Kühe. Sie veränderten ihren Lebensstil und begannen sich für einen anderen Umgang mit des Menschen mit seinen Mitgeschöpfen zu engagieren.

 

Die Rettung von Emma verkörpert in mehrfacher Hinsicht die Idee des franziskanischen Weges des Mitgefühls:

  • Sie ist aus einer unmittelbaren Begegnung mit einem hilfsbedürftigen Wesen entstanden und nicht aus einer Theorie oder Weltanschauung.
  • Sie ist eine Tat des Mitgefühls, die die Grenzen der Konvention und Vernunft sprengt und den Fokus des Mitgefühls erweitert, da sie sich auf ein systematisch vom menschlichen Mitgefühl ausgeschlossenes nichtmenschliches Wesen bezieht.
  • Sie führte zu einer nachhaltigen Verwandlung der Retter. Franziskus selbst gibt in seinem Testament an, durch eine ungewöhnliche Tat des Mitgefühls auf seinen neuen Weg gebracht worden zu sein.